„Sie scheint ein imaginäres Orchester zu dirigieren oder vielmehr die Klänge selbst mit ihren Händen unmittelbar aus verborgenen Winkeln des Raums hervorzuholen. Nicht ganz zu Unrecht ist Laetitia Sonami deshalb auch schon mit einer Priesterin verglichen worden, die in Kontakt mit dem Unsichtbaren steht. Die Klangereignisse, die so von ihrem silbrig glitzernden Datenhandschuh gesteuert auf einmal im Raum stehen, stammen aus allen nur denkbaren Bereichen, von den Relais der Elektronik bis zu Geräuschen der täglichen Umgebung, alles ganz frei nach dem Diktum John Cages, alles was klingt, sei Musik, sogar die Stille.
Darauf dürfte der erste Teil des Titels „The Appearance of Silence / The Invention of Perspective“ anspielen, der über Sonamis Programm am Samstag im Forum Neues Musiktheater im Cannstatter Römerkastell stand, während der zweite sich auf die Konstruktion von Raum bezieht. Indem Sonami den Raum unmittelbar mit ihren Körperbewegungen kurzschließt, schafft sie ein Instrument, das feine Übergänge erlaubt in Bereichen, in die das Schreiben von Noten auf flachem Papier nicht vordringen könnte.“


Stuttgarter Zeitung
- june 05